Tag 94 (Countdown 16)

Als im März der Lockdown losging, begann ich eine sonderbare Trauer zu empfinden. Sonderbar insofern, als ich ein bekennendes Landei bin. Ich trauerte um Zürich, New York, Paris und alle Städte der Welt, die vom Virus betroffen waren und latent noch immer sind. Gartenbeizli, Hotels, Hochschulen, Grossunternehmen, Kultur jeder Couleur, Clubs – Zürich war für Menschen ein Traum, die belebte, Metropolen lieben und sich mit Wonne in den Brutstätten tummeln, die manchmal Kreativität hervorbringen, manchmal Chaos, manchmal einfach nur einen schönen Abend. Und das gehörte von einem Tag auf den andern der Vergangenheit an. Als Kind der Achtzigerjahre, weiss ich zu gut, was eine tote Stadt bedeutet, deren Beizen um Mitternacht dicht machen und die kein Angebot für Jugendliche bereithält. Dies begann sich mit der Jugendbewegung zu verändern. Damals 17-jährig, war ich vom Aufbruch begeistert, und ich hiess und heisse noch heute per se gut, was Veränderung will und bringt, wind of change. Nur war ich nie massenkompatibel und fürchtete mich vor Ausschreitungen an Demos, drum blieb ich den Protesten auf Zürichs Strassen physisch fern. Und jetzt hat Corona zugeschlagen und die Städte leergefegt. Sie erholen sich langsam von der Lähmung. Aber es ist noch längst nicht wieder so, wie es einmal war. Auch in Florenz nicht.

Schönes leeres Florenz oder beängstigend leeres Florenz?
M. und C. in bella Italia (R. fotografiert).

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