Dienstag ist mein Freitag. Und da es heute wiederum sommerlich warm war, fragte ich meine liebe M., ob ihr ein Besuch genehm wäre. Sie zeigte sich entzückt. Also reiste ich nach Küsnacht, um im Garten des Herr-schaftsgebäudes, in dem einst Conrad Ferdinand Meyer lebte, einen Räuschling aus den dortigen Reben zu verkosten und ein wie immer angeregtes Gespräch über Gott und die Welt zu führen, vielmehr: über Göttinnen und Welten. M. ist 82 und zählt zu meinen liebsten Freundinnen, deren Gesellschaft mir stets wertvoll ist. Ihr ahnt es schon: In Tat und Wahrheit war es heute weder sommerlich warm, noch ging ich M. besuchen. Denn M. lebt seit dem Tod ihres Mannes in einer der stattlichen Wohnungen der Küsnachter Seniorenresidenz, und da ist seit Wochen wie in allen Altersheimen Besuch untersagt.
Stattdessen mistete ich den Kleiderschrank nach eigenem Gutdünken und nicht nach Konzept Kondo (Schrank erledigt, nun kommen noch die zwei! Kleiderstangen dran), besuchte T. auf seinem Waldgrab mit einem Blümchen und einer Zigi, SMSte mit A. aus Avignon, ging ins Finale der Bepflanzungen, nun auch noch auf dem Balkon – und ja: hatte schliesslich M. am Telefon, bei dem wir den Plan hegten zu erzählen, wir hätten heute ein Weinchen zusammen getrunken…
Ansonsten: An all die Freunde und Freundinnen gedacht, die seit gestern wieder zur Arbeit gehen müssen. Mit ÖV und allem drum und dran. Wenn das nur gut geht!
Ansonsten zwo: den lieben langen Tag das Wasser begrüsst, das aus dem Himmel auf die Welt fällt – und mir auf den Kopf beim Spazieren.